Dienstag, 21. Februar 2012
Flaianos Held
Der faule Schriftsteller schlief. Der Held der Erzählung, an der er gerade geschrieben hatte, als der Schlaf ihn übermannte, trat aus dem letzten Kapitel und fing an, in den Romanen, die im Bücherregal standen, herumzuschmökern. »Unerhört«, dachte er, »die hier amüsieren sich alle, reisen, reden, betrinken sich, fröhnen den seltsamsten Neigungen, gehen ständig miteinander ins Bett! Und ich? Ich?« Der faule Schriftsteller wachte auf und sagte: »Wenn du das alles auch tun willst, dann tu’s im Papierkorb.« Und er zerriss die Seiten, die er geschrieben hatte. Als aber sein Held nicht aufhören wollte zu weinen, sagte er noch, bevor er wieder einschlief: »Ja, weine nur, weine, das wird dir gut tun!«
Ennio Flaiano: Und ich?
Frühlingslied im Winter
Freitag, 3. Februar 2012
Sensibilité
»Ne méprisez la sensibilité de personne.
La sensibilité de chacun, c'est son génie.«
Baudelaire, Journaux intimes
Sonntag, 30. Mai 2010
Montag, 28. Dezember 2009
Fields of Freedom
(Aus Brian Massumi: Navigating Movement)
Donnerstag, 10. September 2009
Wozu noch Geschichten?
'Mach nichts wie ich', stammelte er mehrmals, und als er nicht weitersprechen konnte, schrieb er seine Worte auf einen Block.
'Ich habe nach den Begriffen gelebt. Es ist aber besser, viele Sagen, Mythen, Geschichten zu besitzten, sie nicht bloss zu kennen, sondern wirklich zu besitzen. Das heisst: von ihnen besetzt und besessen zu sein. Damit kann jeder seine Familie beliebig vergrössern. Sein Typ mitsamt seinem Unglück bekommt eine Menge Geschwister. Onkel und Väter, Vorgänger, Ahnen, einen ganzen Clan, zu dem er gehört und der im Notfall ihm beisteht. Damit du nicht nacht und abstrakt dastehst, wenn dir einmal etwas so Unbegreifliches passiert wie mir. Wenn man viele Geschichten besitzt, wird man sich immer an eine andere, sehr alte, sehr ähnliche erinnern und ein wenig Trost finden bei seiner jahrhundertealten Verwandtschaft, bei seiner Familie. Alles, was dir als ein grausamer Zufall erscheint, der dich in furchtbarer Vereinzelung trifft, ist in Wahrheit nichts als eine Erinnerungslücke: weil dein Hirn den Zusammenhang mit der grossen Geschichte des menschlichen Unglücks verlor. Nicht herstellen kann. Nicht parat hat. Und auch deine Mutter nestelt jetzt euer neues Nest aus altem Plunder, aus dem Plunder uralter Neuanfangsgeschichten.
Jeder Angstschrei des Hasen, den man hetzt/eine Faser im menschlichen Hirn zerfetzt. Und dann setzt die Verwirrung ein. Die Engel sind übrigens deshalb so klein, weil sie auf den Kern des Guten geschrumpft sind."
(aus Botho Strauss: Mikado. 2006, Hanser, S. 101f.)
Sonntag, 15. Februar 2009
Mittwoch, 21. Januar 2009
Lesen als Wildern
Der Leser ist der Produzent von Gärten, in denen eine Welt zusammengetragen und verkleinert wird; er ist der Robinson einer zu entdeckenden Insel; aber er ist auch auf sein eigenes Karnevalstreiben abgefahren, das das Vielgestaltige und die Differnz in das Schriftsystem einer Gesellschaft und eines Textes einführt. Er ist somit ein schwärmerischer Autor. Er hat keinen festen Boden unter den Füssen und schwankt an einem Nicht-Ort zwischen dem, was er erfindet, und dem, was ihn verändert. Mal hat er wie ein Jäger im Wald das Geschriebene vor Augen, kommt vom Weg ab, lacht und landet einen 'Coup' oder er macht als guter Spieler mal einen schlechten Zug. Mal verliert er die fiktiven Sicherheiten der Realität: seine Seitensprünge schliessen ihn von den Sicherheiten aus, die das Ich im gesellschaftlichen Rahmen festhalten. Wer liest eigentlich? Ich? Oder was in mir? 'Es ist nicht das Ich als eine Wahrheit, sondern das Ich als eine Ungewissheit über das Ich, das sich in diesen Texten lesend verliert. Je mehr ich lese, desto weniger verstehe ich sie, und ich komme vom Regen in die Traufe' (23)."
*****Aus: De Certeau, Michel: Die Kunst des Handelns. Berlin, 1988. S.306.
Dienstag, 6. Januar 2009
Mittwoch, 3. Dezember 2008
Donnerstag, 27. November 2008
Montag, 24. November 2008
Montag, 5. Mai 2008
Maifeier in Murnau
Nun kann der Sommer getrost beginnen, der
Maibaum ist weiss-blau gewickelt und s Dirndl sitzt!
Danke für das allerschönste Frühlingsfest!
Alle, die sich die Maifeier noch ausführlicher ansehen möchten,
finden hier den Weg zum fortlaufend erstellten Nebenblog.
Freitag, 25. April 2008
Mittwoch, 23. April 2008
Averroes by Agamben by Imagination
Fraglos ist diese Definition aporetisch [...], denn sie siedelt die Imagination in der Leere an, die sich zwischen der Empfindung und dem Denken, der Mannigfaltigkeit der Individuen und der Einheit des Intellekts auftut. Daher - wie immer, wenn es darum geht eine Schwelle oder einen Übergang zu erfassen - die schwindelerregende Vervielfachung der Unterscheidungen in der mittelalterlichen Psychologie: Sensibitlität [virtus sensitiva], Einbildungskraft [virtus imaginativa], Erinnerungsvermögen [virtus memorialis], materieller und erworbener Verstand [intellectus materialis, adeptus] etc. Die Imagination beschreibt einen Raum, in dem wir aufgehört haben zu denken, in dem nur durch eine Denkunmöglichkeit das Denken ermöglicht wird."
*****Aus: Agamben, Giorgio: Nyphae. Berlin, 2005. S. 42.
Dienstag, 15. April 2008
Rituale II
*****Durkheim, Emile: Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Frankfurt am Main,1994. S. 512f.
Rituale I
*****Durkheim, Emile: Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Frankfurt am Main,1994. S. 514.
Freitag, 11. April 2008
Nochmal Verschiebungen
Zugegebenermassen um ein Vielfaches flacher. Andrerseits realkörperlich wahrnehmbar. Mehr zu den Urhebern hier.
Donnerstag, 10. April 2008
Einzell-Kommunikation mit einer Art Welt
Verschiebungen der dritten Art kann man zur Zeit übers Schauspielhaus Zürich - von Rimini Protokoll - durch Ringier - beziehungsweise als Call Cutta in a Box erleben. In Zürich diesen Monat noch beinahe täglich und tagsüber zu buchen. Reservation Pflicht. Globale Auflösung inbegriffen.
Samstag, 5. April 2008
Grau und Eng
Montag, 31. März 2008
Das allergrösste und komplizierteste Himmel-und-Hölle-Spiel der Welt
Dienstag, 25. März 2008
Montag, 24. März 2008
Die Absichtslosigkeit floraler Anarchie
***** Bianchi, Paolo. In: Die Ordnung der Natur. Sturm, Martin und Wipplinger, Hans-Peter (Hg).