Dienstag, 21. Februar 2012

Flaianos Held

Der faule Schriftsteller schlief. Der Held der Erzählung, an der er gerade geschrieben hatte, als der Schlaf ihn übermannte, trat aus dem letzten Kapitel und fing an, in den Romanen, die im Bücherregal standen, herumzuschmökern. »Unerhört«, dachte er, »die hier amüsieren sich alle, reisen, reden, betrinken sich, fröhnen den seltsamsten Neigungen, gehen ständig miteinander ins Bett! Und ich? Ich?« Der faule Schriftsteller wachte auf und sagte: »Wenn du das alles auch tun willst, dann tu’s im Papierkorb.« Und er zerriss die Seiten, die er geschrieben hatte. Als aber sein Held nicht aufhören wollte zu weinen, sagte er noch, bevor er wieder einschlief: »Ja, weine nur, weine, das wird dir gut tun!«

Ennio Flaiano: Und ich?

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